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Der Stack und die Priorität

Disclaimer: Auch wenn im folgenden Text aus Gründen der Verständlichkeit an manchen Stellen von Spielern geredet wird, sind natürlich auch alle Spielerinnen und Menschen zwischen und außerhalb des Spektrums angesprochen.

 

Der Stack und die Priorität sind ein essentieller und wichtiger Teil des FFTCGs. Während der Stack uns vorgibt, wann welcher Effekt resolvt, sagt uns die Priorität, wann wir etwas dem Stack hinzufügen dürfen. Das Problem ist, dass beide Dinge stark zusammenhängen und schnell beliebig kompliziert werden können. Gerade für neue Spielende können riesige Fragezeichen verursacht werden.

 

Vorweg: wir verwenden in diesem Artikel die gängigen englischen Begriffe, da diese auch in der Spielumgebung geläufiger sind. Wollt ihr euch einen kurzen Überblick zu den verwendeten Begriffen verschaffen, schaut einfach hier nach. 

 

Aber fangen wir mal von vorne an und versuchen ein generelles Bild der beiden Begriffe zu bekommen.

Was ist die Priorität und wie erhalte ich sie?

Die Priorität bzw. das Erhalten der Priorität hat unterschiedliche Ziele. Zum einen ordnet die Priorität, welcher Spieler wann etwas machen darf. Sei es das Spielen von Beschwörungen, Charakteren oder auch das Nutzen von Fähigkeiten.

Zum anderen, und das sei hier nur kurz erwähnt, werden beim Erhalten der Priorität sogenannte "Rule Processes" überprüft. Kurz gesagt, wird geschaut, ob einer der Spielenden die Siegbedingung erfüllt hat oder ob Karten vom Spielfeld auf die Break Zone gelegt werden müssen.

Die Priorität wird auch umgangssprachlich Prio genannt. 

 

Was kann man jetzt aber mit der Priorität genau machen?
Das unterscheidet sich je nachdem, ob ihr Turn-Player seid und in welcher Phase sich das Spiel befindet.

Non-Turn-Player können, sobald sie die Priorität erhalten haben, Beschwörungen, Fähigkeiten oder Charaktere mit Hinterangriff spielen. Und das unabhängig von der Phase oder dem Step, indem sich das Spiel gerade befindet.
Als Turn-Player kann man all diese Dinge genauso tun. Der einzige Unterschied liegt hier in der Main Phase, in der man als Turn-Player Charaktere spielen kann, sofern der Stack gerade leer ist, wobei das Spielen eines Charakters nicht den Stack benutzt. Auf den Stack werden verschiedene Effekte gelegt. Eine genaue Beschreibung, was der Stack ist und wie er funktioniert, findet sich weiter unten.
Die End Phase ist hier von ausgenommen. In dieser Phase können keine Karten gespielt oder Aktions- und Spezialfähigkeiten genutzt werden. Die Priorität dient hier nur dem Checken von Rule Processes, dem Stacken von Autofähigkeiten und dem Resolven des Stacks.

In der Active Phase und der Draw Phase erhält niemand die Priorität.

An dieser Stelle sei nochmal deutlich erwähnt, dass es auch möglich ist, die Priorität zu halten. Das heißt, es können mehrere Effekte auf den Stack gelegt werden, bevor der Gegner wieder die Chance dazu hat. Beispiele dazu werden weiter unten erklärt.

 

Aber wie erhält man nun die Priorität?

Wann man die Priorität erhält, ist deutlich durch die Spielregeln festgelegt.


Als Turn-Player erhält man die Priorität am Anfang der Main Phase 1 und 2, im Attack Preparation Step der Attack Phase und in der End Phase.

Außerdem erhält man die Priorität als Turn-Player im Attack Declaration Step, nachdem ein Angriff deklariert wurde, im Block Declaration Step, nachdem angesagt wurde, ob der Angriff geblockt wird oder nicht und schlussendlich im Damage Resolution Step, nachdem der Kampf zwischen Angreifer und Blocker bzw. der Schadenspunkt abgehandelt wurden.
Als Non-Turn-Player erhält man die Priorität in den jeweiligen Phasen bzw. Steps, wenn der Turn-Player die Priorität abgibt. 

 

Wenn Spielende sich entscheiden, keine Aktion mehr auszuführen, die die Priorität benötigen (z.B. eine Beschwörung spielen oder eine Aktionsfähigkeit nutzen), geben sie diese ab. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten, was darauf folgt:

  • Falls der Turn-Player die Priorität abgibt und der Non-Turn-Player diese selber noch nicht abgegeben hat, nachdem ein Effekt vom Stack resolvt oder dem Stack hinzugefügt wurde, erhält der Non-Turn-Player die Priorität.
  • Falls Spielende eine Aktion ausgeführt haben, die die Priorität benötigt und dann die Priorität abgeben, erhält der Spieler gegenüber die Priorität, unabhängig davon, wer Turn- bzw. Non-Turn Player ist.
  • Haben Spielende die Priorität gerade erhalten und entscheiden sich, diese direkt wieder abzugeben, während der Stack nicht leer ist, wird der oberste Teil es Stacks abgehandelt.
  • Haben Spielende die Priorität gerade erhalten und entscheiden sich, diese direkt wieder abzugeben, während der Stack leer ist, geht das Spiel in die nächste Phase bzw. den nächsten Step über.

 

Außerdem passieren folgende Dinge automatisch in dieser Reihenfolge, würden Spielende die Priorität erhalten:

  1. Sämtliche Rule Processes werden überprüft und aufgelöst.
  2. Alle ausgelösten Autofähigkeiten werden auf den Stack gelegt.
  3. 1 und 2 werden solange wiederholt, bis weder Rule Processes aufgelöst werden noch Autofähigkeiten auf den Stack gelegt werden.
  4. Spielende erhalten nun die Priorität.

Was ist der Stack?

Der Stack wird in den Regeln als eine eigene Zone beschrieben, in der eingesetzte Beschwörungen, ausgelöste Aktions-, Spezial- und Autofähigkeiten platziert werden, bevor sie wirklich resolven. Im folgenden Text werden diese als Effekte zusammengefasst. Andere Aktionen (z.B. das Ziehen zu Beginn des Zuges, Feldfähigkeiten) des Spiels nutzen den Stack nicht. Während man Beschwörungen auch physisch auf den Stack legen kann, ist das mit Fähigkeiten offensichtlich nicht möglich, vielmehr existiert der Text der Fähigkeit dort gedanklich. Einen definierten Bereich für den Stack gibt es außerdem nicht. Trotzdem sollten die Karten für den Stack nicht wahllos auf das Feld geworfen werden und auf eine gewisse Ordnung geachtet werden. Des weiteren nutzen alle Spielenden denselben Stack. Beschwörungen werden direkt auf den Stack gespielt und betreten nicht das Spielfeld. Ebenso werden Aktions- und Spezialfähigkeiten direkt auf den Stack gespielt.

Und wie funktioniert der Stack nun?

Grundlegend funktioniert der Stack nach dem Prinzip "First in - Last out". Das heißt, der zuerst hinzugefügte Effekt wird zum Schluss resolvt, der zuletzt hinzugefügte Effekt wird als erstes resolvt. Wenn ein Effekt resolvt ist, erhält der Turn-Player wieder die Priorität und kann entweder etwas spielen oder die Priorität wieder abgeben.

 

Wichtig: Wie oben erklärt, erhält der Turn-Player jedes Mal die Priorität, nachdem ein Effekt resolvt ist. Diese muss von beiden Spielenden wieder abgegeben werden, ohne dem Stack etwas hinzuzufügen, bevor der Stack weiter resolvt wird. Außerdem werden die oben genannten 4 Schritte jedes Mal beim Erhalten der Priorität durchgegangen, bevor einer der beiden Spielenden die Priorität erhält. Beides wird in den folgenden Beispielen vorausgesetzt und nicht weiter explizit erwähnt. 

 

Als Beispiel: Spieler A spielt [19-112C] Larkeicus, triggert so die Autofähigkeit und wählt ein Monster in seiner Break Zone und gibt dann die Priorität ab. Daraufhin entscheidet Spieler B sich, [9-083C] Odin einzusetzen, um einen Stürmer zu brechen und gibt dann die Priorität wieder ab. Spieler A entscheidet sich als Reaktion darauf dann noch, die Aktionsfähigkeit von [1-048C] Schamane zu nutzen.

Der Stack sieht dann also so aus:

 

Ganz oben liegt die Aktionsfähigkeit des Schamanen, darunter die Beschwörung Odin und ganz unten die Autofähigkeit von Larkeicus.

 

Nun entscheidet sich erst Spieler A, dann Spieler B die Priorität abzugeben, ohne etwas dem Stack hinzuzufügen.

 

Im einfachsten Fall, dass keiner der beiden Spieler mehr etwas dem Stack hinzufügt und keine Autofähigkeiten durch die bisher gestackten Effekte ausgelöst wird, wird der Stack einfach Stück für Stück resolvt:


Erst betritt das Ziel von Schamane das Feld, dann wird ein Stürmer durch Odin gebrochen und Spieler B zieht eine Karte und zum Schluss betritt das von Larkeikus gewählte Monster das Spielfeld. Der Stack ist nun wieder leer.




Aber, wie schon angekündigt, geht das auch alles etwas komplizierter. Wir bleiben bei unserem Ausgangsstack, nur dass Schamane diesmal [18-021R] Cu Chaspel auf das Spielfeld holt. Dieser triggert seine Autofähigkeit, sobald er das Spielfeld betritt. In unserem Fall wird sein Effekt also nach Odin auf den Stack gelegt und resolvt zuerst:

 

Erst resolvt Schamane und bringt Cu Chaspel auf das Feld. Dieser triggert seine Fähigkeit und beide Spieler dürfen sich, wenn diese resolvt, eine Karte aus der Break Zone nehmen und anschließend eine beliebige Karte abwerfen. Danach bricht Odin einen Stürmer und Spieler B zieht wieder eine Karte und Larkeicus bringt ein Monster auf das Spielfeld.

Es wurde wieder angenommen, dass keiner der beiden Spielenden zwischen dem Resolven der Effekte erneut etwas auf den Stack legen möchte.

 



Aber setzen wir noch eine Schippe rauf. Wir gehen von dem Stack mit Cu Chaspel als letzten Effekt aus und lassen diesen resolven.

Spieler A entscheidet sich weiterhin, nichts auf den Stack zu legen und gibt die Priorität aber wieder ab. Spieler B wittert aber die Chance eines großen Spielzuges und nutzt zuerst [16-100L] Y'shtolas Spezialfähigkeit, um allen Stürmern außer Job Mitglied der Exegeten 9000 Schaden zuzufügen und hält die Priorität, um noch einen [9-114C] Sünder Cúchulainn einzusetzen, der einem Stürmer die Fähigkeiten nimmt und eine weitere Karte zieht.

 

Ganz oben auf dem Stack befindet sich nun Sünder Cúchulainn, gefolgt von Y'shtolas Spezialfähigkeit. Danach folgen Odin und die Autofähigkeit von Larkeicus. Und in dieser Reihenfolge resolvt auch der Stack, sofern keine weiteren Effekte hinzugefügt werden.




An dieser Stelle sollte die grundlegende Funktionsweise des Stacks verständlich sein, aber hier nochmal eine kurze Zusammenfassung:

  • es resolvt immer der zuletzt hinzugefügte Effekt zuerst
  • nachdem ein Effekt resolvt ist, erhält der Turn-Player die Priorität
  • nachdem ein Effekt resolvt ist, kann man, sofern der Stack noch nicht leer ist, weitere Effekte stacken
  • es müssen beide Spieler die Priorität abgeben, ohne etwas dem Stack hinzuzufügen, damit dieser weiterresolvt

Jetzt bleibt noch die Frage: was passiert, wenn zwei Dinge zeitgleich auf den Stack gehen? In der Regel sind das zwei Autofähigkeiten. Hierbei gibt es zwei unterschiedliche Varianten:

Alle zeitgleich getriggerten Effekte gehören dem gleichen Spieler:

Schauen wir uns als Beispiel [18-026L] Teodor an. Dieser triggert zwei Autofähigkeiten, sollte er per Warp das Spielfeld betreten. Zum einen lässt er den Gegner zwei Karten abwerfen, wenn er das Spielfeld betritt zum anderen lässt er den Gegner eine weitere Karte abwerfen, sollte er durch Warp das Spielfeld betreten. Beides sind eigenständige Autofähigkeiten.
An dieser Stelle darf die Person, welche Teodor kontrolliert, die Autofähigkeiten in beliebiger Reihenfolge auf den Stack legen. Also entscheiden, ob der Gegner erst 1 Karte abwirft und dann 2 oder umgekehrt.

Das gilt auch, wenn die verschiedenen Effekte von unterschiedlichen eigenen Karten kommen, z.B. wenn mehrere Stürmer mit einer Autofähigkeit, die beim Legen auf die Break Zone triggern, zeitgleich dort hingelegt werden.

Alle zeitgleich getriggerten Effekte gehören unterschiedlichen Spielern:

Nun nehmen wir an, Spieler A ist Turn-Player und kontrolliert [9-115R] Porom, Spieler B kontrolliert [7-093C] Fünkchen und diese werden zeitgleich auf die Break Zone gelegt. Nun triggern beide Autofähigkeiten im selben Moment. An dieser Stelle werden zuerst die Autofähigkeiten des Turn-Players, also Spieler A, auf den Stack gelegt und danach die von Non-Turn-Player Spieler B und nach den gängigen Regeln resolvt.

 

Im Falle einer Kombination aus den beiden Szenarien, in dem mehrere Autofähigkeiten beider Spieler zeitgleich getriggert werden, legt zuerst der Turn Player alle seine Effekte in beliebiger Reihenfolge auf den Stack. Anschließend tut das der Non-Turn-Player für seine Effekte.



Nützliche Zusatzinfos

Kann ich Effekte vom Stack entfernen?

Ja, das ist möglich. Allerdings muss der Charakter oder die Beschwörung den Effekt explizit annulieren. Das wohl bekannteste Beispiel an dieser Stelle ist [12-002H] Amaterasu, die eine Autofähigkeit wählt und annuliert.
Den Charakter, der die Fähigkeit ausgelöst hat, vom Spielfeld (oder jeden anderen Zone) zu entfernen oder die Fähigkeiten verlieren zu lassen, nachdem die Fähigkeit bereits auf den Stack gelegt wurde, hilft dagegen nicht.

Oft findet man auf diese Frage die "Pistolen-Analogie" (hier ein wenig dem Rahmen entsprechend angepasst): Ein Schwarzmagier (Charakter) mit einem Zauberstab (Fähigkeitentext) schießt einen Feuerball (Fähigkeit auf dem Stack) auf einen selbst. Der Feuerball lässt sich nun nicht mehr aufhalten, wenn der Schwarzmagier zuerst stirbt (Charakter von der Zone entfernen) oder er den Zauberstab verliert (Fähigkeitentext verlieren). Man muss den Feuerball direkt aus der Luft entfernen.

 

Der restliche Stack wird davon im Übrigen nicht beeinflusst.

 

 

Was passiert bei einer Endlosschleife (eng. Infinite Loop)?

Über eine Endlosschleife reden wir, wenn dasselbe Prozedere wiederholt auftaucht. Zum Beispiel gibt es Decks, die es schaffen, durch wiederholtes Ausspielen derselben Karten in einem Zug immer mehr Karten zu ziehen.
Für solche Schleifen ergeben sich 3 verschiedene Szenarien:

 

1.) Nur eine Person der Spielenden kann die Schleife beenden. Diese Person kann dann ansagen, wie oft die Schleife durchgeführt werden soll. Nachdem diese einmal vorgeführt wurde, kann man hier abkürzen und das Endergebnis dann einfach durchführen. Die Person darf die Schleife aber nicht direkt wieder starten.

2.) Beide Spielenden können die Schleife beenden. In diesem Fall muss zuerst der Turn-Player ansagen, wie oft er die Schleife ausführen will und dann der Non-Turn-Player. Anschließend wird die Schleife entsprechend der kleineren Zahl oft durchgeführt. Die Person, die die größere Zahl angesagt hat, darf die Schleife in diesem Fall nicht direkt wieder starten.

 

3.) Niemand kann die Schleife beenden. In diesem Fall endet das Spiel in einem Unentschieden. 

Kann ich bei Triggern, wie die von [14-057H] Rosa, stacken wie ich möchte?

 

Es kommt auf den Einzelfall an. Wird als 3. oder 5. Karte eine Beschwörung eingesetzt, wird die Beschwörung zuerst auf den Stack gelegt und erst dann triggert Rosa. Das liegt daran, wie oben beschrieben, dass Beschwörungen direkt auf den Stack gespielt werden. Gleiches würde für Aktions- oder Spezialfähigkeiten gelten, wenn eine Autofähigkeit durch die Aktivierung dieser triggern würde.

Wird aber eine andere Autofähigkeit, die beim Einsetzen von Karten triggert, ausgelöst, kann man diese nach den Regeln für zeitgleiches Triggern auf den Stack legen.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen "Am Ende des Zuges [...]" und "Bis zum Ende des Zuges [...]" oder auch "[...] bis zum Ende des Zuges"?

"Am Ende des Zuges" initiiert eine Autofähigkeit, die in der End Phase des jeweiligen Zuges triggert und somit den Stack benutzt. Der Text "Bis zum Ende des Zuges" zeigt das Ende eines dauerhaften Effekts (eng. ongoing effect) an. Diese Effekte enden am besagten Zeitpunkt und nutzen den Stack dafür nicht.

Kann ich mit meiner Priorität auf das Erwachen/Priming meines Gegners reagieren? 

 

Grundsätzlich kann man auf das Erwachen/Priming eines Charakters nicht reagieren, da Erwachen/Priming keinen Stack nutzt. Sollte allerdings durch das Erwachen/Priming eine Autofähigkeit ausgelöst werden, gelten ab hier dieselben Regeln, wie bisher erklärt.

Autor: Tetrismelodie


Falls ihr weiterhin Fragen zu diversen Regeln im FFTCG haben solltet, könnt ihr uns diese gern über auf TwitterFacebook oder unser Kontaktformular mitteilen. Auf dem deutschsprachigen Discord Server gibt es zudem einen Bereich für Regelfragen, die recht zügig von anderen Spielenden aus der Community beantwortet werden.

 

 

Quellen: https://fftcgcrystarium.com/rules/rules-processing-4-priority-the-stack/

https://fftcg.square-enix-games.com/en/play-article/rules